Artern. 1774 erstmals urkundlich in den Stadtakten erwähnt als "der öffentliche Aufzug der Salzwerksleute mit Musik" für die damals hochangesehenen Saliner, ist das Brunnenfest heute ein Volksfest mit reichlich Rummel für jedermann. Früher tanzte man den Tempete, den Tanz der Saliner. Heute werden einige Traditionen, wie das Heringsessen und das Tragen spezieller Festuniformen, vom Salineverein Artern nachempfunden. Der "Brunnen" im Brunnenfest bezieht sich auf die Solequelle und den Borlachschacht in Artern. Man feierte das weiße Gold und den Reichtum, den es der Stadt brachte.
In rund 300 m Tiefe erstreckt sich über 120 m ein Steinsalzlager in Artern. Das Grundwasser löst das Salz und bringt es an die Oberfläche. Die salzige Quelle war sicherlich ein "Standortfaktor", um in Artern zu siedeln. Im Mittelalter begann man durch Siedeprozesse das Salz zu gewinnen, denn es war sehr kostbar. Es gab noch keine Kühlschränke und mit Salz kann man Speisen konservieren. Die Geschichte der Salzförderung geht weit zurück, urkundlich wurde sie erstmals 1477 erwähnt.
Bedeutend für die Stadt Artern war der Ingeniuer Johann Gottfried Borlach, der den Bau einer großen Saline vorangetrieb. Zunächst wollte er jedoch einen Schürfschacht bauen, durch den man das Salz direkt fördern konnte. Einbrechendes Wasser verhinderte diesen Plan. Am 10.11.1727 befahl August der Starke den Bau der Saline. Am linken Unstrutufer errichtete Borlach daraufhin die Anlage. Ein Liter des Quellwassers enthält 22 - 25 g Salz, vorwiegend Kochsalz, auch Gips, Kali- und Magnesiumsalze und wurde mit Hilfe eines Gradierwerks hochkonzentriert.
Im Zuge weiterer Erkundungen stieß man 1837 in einem Bohrloch auf hochkonzentrierte Sole, die das Gradierwerk überflüssig machte. 1848 stieß man gar auf eine Sole, die unter hohem Druck stand und einen Kochsalzgehalt von 26% aufwies. Zunächst nannte man diesen Schacht "Friedrich-Wilhelm-Schacht". Er wurde jedoch 1983 in "Borlach-Schacht" umbenannt.
Verknüpft mit der Geschichte des Salzes in Artern ist die Ambition Kurstadt zu werden. Im 19. Jh. schaffte die Stadt daher Schritt für Schritt Bedingungen dafür. Man errichtete ein Solbad, später sogar ein Wellenbad (1836), einen Kurpark, ein Kurbadehaus, einen Kursaal, ein Dampfbad und vieles mehr. Leider wurde die Kuranstalt im 20. Jh. stillgelegt, da zu viele Mücken auftraten. Auch die Förderung des Salzes wurde im 20 Jahrhundert eingestellt.
Heute gibt es noch das Soleschwimmbad und den Solgraben, der den Status eines Naturschutzgebietes innehat. Es handelt sich sogar um das kleinste Naturschutzgebiet dieser Art in Europa (1,63 ha). Im Areal gibt es seltene Fauna und Flora. So findet man z.B. Pflanzen wie den gemeiner Queller, Salzwermut, Salzaster, Salzmelde, Salzbinse, Erdklee, aber auch Tiere wie den typischen Salzkäfer, Salzwanzen und Salzfliegen. Der einzige Fisch, den im Solgraben findet, ist der dreizackigen Stichling.