Artern. Die Firma Nexiga hat eine deutschlandweite Erhebung durchgeführt über die Pendlerbilanz aller Gemeinden. Generell gilt, dass mehr Menschen aus ländlichen Regionen in die Städte zur Arbeit fahren. Besonders Großstädte haben zumeist eine positive Bilanz, was die Pendler betrifft. Mehr Menschen fahren in eine Großstadt zu ihrem Arbeitsplatz als aus ihr heraus.
Im Kyffhäuserkreis hat nur eine Gemeinde eine positive Pendlerbilanz und es ist Artern. Nach der Erhebung der Firma Nexiga kann Artern 1644 Einpendler verzeichnen, 1249 fahren in andere Gemeinden zur Arbeit. Damit wird Artern eine „geringe Einpendlerquote“ bescheinigt. Im thüringenweiten Vergleich liegen auch Erfurt, Jena und sogar Eisenach mit dem Opelwerk in dieser Kategorie. Es gibt, wie auch deutschlandweit, nur wenige Gemeinden, die prozentual noch mehr Einpendler verzeichnen. In Thüringen ist die Gemeinde Nohra so ein Beispiel.
Zieht man Vergleiche im Kyffhäuserkreis sieht die Bilanz für andere Gemeinden nicht so gut aus. Sondershausen verzeichnet 3898 Einpendler und 3562 Auspendler. Nominal ist die Differenz zwischen Ein- und Auspendlern relativ ähnlich (Sondershausen +336, Artern +395), setzt man diese Zahlen jedoch in Relation zu den Einwohner, ergibt sich für Artern ein sehr viel besseres Saldo. Um einen echten Vergleich zu ziehen, müsste man allerdings die Daten für die Kernstadt Sondershausen kennen.
Bad Frankenhausen hat eine geringe Auspendlerquote; mehr Menschen fahren in andere Gemeinden zur Arbeit. Das verwundert etwas, da die Stadt mit Krankenhaus, Kurbetrieb, Tourismus und Bundeswehrkaserne eigentlich sehr gut aufgestellt sein müsste.
Die gute Bilanz von Artern zeigt zwei Dinge: Die Vergangenheit als Industriestadt ist heute noch deutlich sichtbar. Das metallverarbeitende Gewerbe ist nach wie vor das Zugpferd. Zudem zeigt es, dass in den vergangenen Jahren die richtigen politischen Entscheidungen in der Stadt getroffen. Es wurden und werden Industriegebiete erschlossen. In Anbetracht der Zahlen sollte man allerdings sehr kritisch auf die Schließung der Berufsschule schauen und hier Kritik am Kyffhäuserkreis üben. Meiner Meinung nach sollte eine Debatte darüber entbrennen, ob die Stadt bei einer anstehenden Kreisreform überhaupt von der wirtschaftlichen Struktur in den Westkreis passt oder ob ein Anschluss Richtung Sömmerda nicht sinnvoller wäre.
Die aus Teilen der CDU vorgebrachte Kritik am relativ hohen Gewerbesteuerhebesatz von 400% in Artern (im Vergleich Heldrungen z.B. 330%, Durchschnitt Kyffhäuserkreis 366,8%, Statistisches Bundesamt 2015) wird hier wohl teilweise der Wind aus den Flügeln genommen.
Eine weitere Interpretation der Zahlen muss sich allerdings mit der Attraktivität der Stadt Artern als Wohnort beschäftigen. Wenn jedes Jahr weniger Menschen in Artern wohnen, in Gegenzug viele nach Artern zur Arbeit pendeln, scheint die vordringlichste Aufgabe zu sein, wohnen in Artern attraktiver zu machen.
Die Karte im Überblick mit allen Gemeinden in Deutschland finden Sie hier:
http://marktanalystonline.de/karte-des-monats/042016/