Land und Leute
Vom Wesen der Unstrutnixe
Auf Spurensuche nach einer alten Legende.
Alte Gemälde zeugen vom Erscheinen der Nixe.
Artern. Die Unstrutnixe, so erzählte eine alte Frau, ist ein gar gutes und böses Ding. Sie hat lange und triefende Haare, die vom Kopf bis auf die Ferse herunterhängen. Ihre Augen sind klein und wässerig und wenn sie freundlich gesinnt ist, so blinzelt sie mit denselben wunderbar schelmisch. Ihr Antlitz ist schön und einnehmend, doch blass vom Wasser. Ihre ganze Gestalt ist wohlgeformt und regelmäßig. Ihr Kleid rauscht wie Seide, ist aber aus Stoffen gewebt, die tief unter den Wellen begraben liegen. Zuweilen steigt sie an das Ufer, aber nur in den Dämmerstunden und lustwandelt auf und nieder. Sie ist trotz ihrer Einsamkeit im Wasser eitel; denn nicht selten lächelt sie wohlgefällig, wenn der glatte ruhige Spiegel der Flut ihr Bild zurückstrahlt und in solchen Augenblicken beglückt sie die Menschen gern mit ihrer Gunst.
Aus: Thuringia, Zeitschrift zur Kunde des Vaterlandes, Arnstadt 1843
Unbekannt